Zeitstrahl Halle Saale Kriegsjahre
Die Jahre 1932 - 1945 in Halle
Chronik des Nationalsozialismus in Halle
20.04.1932: Adolf Hitler spricht auf der Pferderennbahn vor 120.000 Menschen.
22.10.1932: Adolf Hitler tritt in einem Zelt für 30.000 Menschen auf dem Sarassani-Platz auf.
18.12.1932: Adolf Hitler ist Gastredner auf der Amtswalter-Versammlung des Gaues Halle-Merseburg der NSDAP in Halle. Er spricht im Stadtschützenhaus vor 2000 Leuten.
27./28.02.1933: SA- und SS-Leute überfallen den Volkspark, das Gewerkschaftshaus und den KPD-Sitz und verschleppen willkürlich Menschen, die sie im Untersuchungsgefängnis, im Keller der Möbelhandlung Martick (Alter Markt) und in der Mühle der Firma Ronneburg (Mühlgraben 8/9) einsperren.
05.03.1933: Zu den Reichstagswahlen erhält die NSDAP im Stadtkreis Halle fast 44 Prozent der Stimmen. Die KPD als zweitstärkste Kraft bekommt rund 23 Prozent.
11.04.1933: Im Stadtschützenhaus werden die neuen Stadtverordneten, in der Mehrzahl NSDAP-Mitglieder, durch den neu eingesetzten Oberbürgermeister Johannes Weidemann eingeführt und verpflichtet.
12.05.1933: Auf dem Universitätsplatz in Halle werden Bücher verbrannt, die als undeutsch gelten. Halle ist eine von 70 Städten im Deutschen Reich, in denen 1933 Bücher brennen.
Oktober 1933: Gauparteitag in Halle.
14.10.1933: Das "Museum der nationalen Erhebung" wird eröffnet. Gauleiter Rudolf Jordan hatte die Idee dazu.
10.11.1933: Halles Universität bekommt den Name Martin Luthers. Bis dahin hatte die Uni den Namen ihres Initiators Friedrich I. von Preußen (1657-1713) getragen. Luther ist wegen seiner schweren verbalen Angriffe gegen die Juden bei den NS-Oberen beliebt.
19.02.1934: Für das gesamte Deutsche Reich sind 400 Thingplätze als kultische Versammlungsorte germanischen Brauchtums geplant. In den Brandbergen von Halle-Kröllwitz erfolgt der erste Spatenstich für einen solchen Platz.
01.05.1934: Der Thingplatz in Halle mit über 5000 Plätzen wird übergeben. Zu dem Zeitpunkt gibt es zehn in Deutschland.
06.10.1934: Auf der Strecke Halle-Magdeburg wird ein Zug erstmals von einer E-Lok gezogen.
1934: Das Hauptwerk der Siebel-Flugzeug-Werke entsteht in Halle-Mötzlich. Eine alte Rüstungsstätte aus dem Ersten Weltkrieg wird reaktiviert.
14.01.1935: Felix Graf Luckner hält einen dreistündigen Vortrag beim Kaufmännischen Verein in Halle.
21.11.1935: Richtfest der Heeres- und Luftnachrichtenschule Halle am südlichen Rand der Heide. Die Straße, die dorthin führt, trägt den Namen von Hermann Göring, der seit Mai 1935 Oberbefehlshaber der deutschen Luftwaffe ist.
20.04.1937: Joachim Albrecht Eggeling wird neuer Gauleiter in Halle (Gau Halle-Merseburg).
10.11.1938: Die Synagoge in der Brauhausstraße wird geplündert, zertrümmert und in Brand gesteckt. Es ist kein Zufall, dass das am Geburtstag Martin Luthers passiert. Denn in seiner Schrift "Von den Juden und ihren Lügen" von 1542 hatte er gefordert, dass man die Synagogen und Schulen der Juden verbrennen und mit Erde überhäufen, den Juden den Gang auf die Straße verwehren und sie aus dem Land werfen solle.
1939: Der Verlag Max Niemeyer in Halle veröffentlicht das Buch "Neugeburt Europas als werdende Geschichte" von Alfred Rosenberg.
1939: Auf dem Gelände des Schlacht- und Viehhofes Halle wird ein neues Gefrierhaus in Betrieb genommen.
30.06.1939: Nachrichten-Einheiten beziehen in Halle Quartier.
01.10.1939: Panzerjäger beziehen in Halle Quartier.
Sommer 1941: Alle Juden im Reich, auch in Halle, werden in Arbeits- und Wohnlager zwangsumgesiedelt und konzentriert. Das hallesche Lager befindet sich an der Boelckestraße.
1942: Um die Universitätsprofessoren Theodor Lieser, der seit 1939 für die deutsche Rüstungsindustrie geforscht hatte und jahrelang straffer Nationalsozialist war (1934 Eintritt in die SA, 1937 Eintritt in die NSDAP), und Walter Hülse bildet sich der Gesprächskreis "Anti-Nationalsozialistische Bewegung" (ANB).
1942: Halle steht auf einer Liste von 50 deutschen Städten, die der Chef des britischen Bomberkommandos, Arthur Harris, dem Erdboden gleich machen will.
01.06.1942: Der erste Todeszug aus Halle bringt Juden in das Vernichtungslager Sobibor.
04.06.1942: Der in Halle Saale geborene Leiter des Reichssicherheitshauptamts (RSHA), Reinhard Heydrich, stirb an den Folgen eines Anschlages auf ihn am 27. Mai in Prag.
19.09.1942: Die meisten der 90 Juden des Arbeits- und Wohnlagers an der Boelckestraße werden deportiert.
02.01.1943: Die fünfte SS-Baubrigade nimmt ihre Arbeit auf. Sie fertigt unter anderem Teile für die V-Waffen-Produktion.
13.03.1943: Fabian von Schlabrendorff, Leutnant der Reserve und ehemals im Generalstab in der Heeresgruppe Mitte an der Ostfront, macht eine Bombe scharf, die getarnt in einer Box Cointreau als Geschenk in einer Focke-Wulf Fw 200 mitfliegen wird, mit der Hitler von der Ostfront nach Rastenburg zurückkehrt. Die Bombe explodiert nicht, offenbar wegen der Kälte im Frachtraum des Flugzeugs. Nach dem Scheitern des Anschlags wird von Schlabrendorff die heiße Fracht wieder austauschen.
1943: Aus Angst vor Luftangriffen beginnt die Leopoldina damit, ihren Bücherschatz in einem alten Kalistollen bei Wansleben am See einzulagern. siehe auch hier
September 1943: Der Reichsjugendführer Artur Axmann ist zum "Tag der Wehrertüchtigung" in Halle.
Juli 1944: Die Gestapo verhaftet den Arzt Walter Hülse wegen Kontakten zu den Verschwörern des 20. Juli (Attentat auf Hitler in Rastenburg). Auch Fabian von Schlabrendorff wird als "Volksverräter" verhaftet.
07.07. und 16.08.1944: Die Siebel-Flugzeug-Werke im Nordosten der Stadt werden bei Luftangriffen massiv beschädigt, wo fieberhaft an dem Strahlflugzeug "DFS 346" gearbeitet wird.
27.02.1945: Die Amerikaner bombardieren Halle aus 314 Flugzeugen.
31.03.1945: Es ist Ostersamstag. Der 501. Fliegeralarm seit Kriegsbeginn wird ausgelöst. 369 "Fliegende Festungen" (B-17) werfen Bomben auf Halle. Schwer getroffen werden unter anderem das Rathaus, die Ratswaage und die Hallesche Maschinenfabrik & Eisengießerei AG (Maschinenfabrik / Mafa).
06.04.1945: Erneut fallen Fliegerbomben auf Halle.
13.04.1945: Kampfkommandant Rathke lehnt das Ersuchen von Gauleiter Eggeling und OB Weidemann ab, Halle nicht zu verteidigen.
14.04.1945: Die amerikanische 104. Infantriedivision, die "Timberwölfe", erreicht Halle-Kröllwitz. Der Stadtkommandant von Halle lässt daraufhin alle neun Saale-Brücken sprengen (Hafenbahnbrücke, Genzmerbrücke, Siebenbogenbrücke, Gimritzer Gutsbrücke, Peißnitzbrücke, Schwanenbrücke und Giebichensteinbrücke). In Halle befinden sich 35.000 Flüchtlinge und 25.000 Verwundete. Die Amerikaner werden in verlustreiche Straßenkämpfe vermittelt, weswegen ihr General Terry de la Mesa Allen Flugblätter mit dem Ultimatum "Übergabe oder Vernichtung" abwerfen lässt.
15.04.1945: Der NSDAP-Gauleiter des Gaus Halle-Merseburg und Oberpräsident der Provinz Merseburg, Joachim Albrecht Eggeling, erschießt sich auf der Moritzburg. Zuvor hatte er massiv unter dem Druck der reichsdeutschen NSDAP-Parteiführung gestanden, weil er die Verteidigung Halles gegen die Amerikaner nicht mittragen wollte.
16.04.1945: Die Gruppe Lieser druckt in der Nacht 10.000 Flugblätter, die der Bevölkerung das massenhafte Hissen der weißen Flagge empfiehlt. Am Nachmittag fährt Luckner auf Bitten Weidemanns zu General Allen. Luckner und der pensionierte Luftwaffenmajor Karl Huhold gelingt es nach zähem Ringen, einen Aufschub des angedrohten Bombardements um 12 Stunden auszuhandeln. Die Bedingungen für den Aufschub kann Luckner allerdings nicht selbst an Rathke überbringen, da er nach reichlich Alkoholgenuss dazu nicht in der Lage war. (Quelle: "Gutachten zur Einschätzung der Person Felix Graf von Luckner (1881-1966) hinsichtlich Straßenbenennung in der Stadt Halle (Saale)", Alexander Sperk, Daniel Bohse, zweite Fassung vom 1. Juni 2007)
19.04.1945: Amerikanische Truppen sind im gesamten Stadtgebiet. Für Halle ist der Krieg zu Ende. Zuvor ist Kampfkommandant Rathke mit 600 Soldaten abgezogen und erfolgreich aus dem Belagerungsring ausgebrochen.
27.04.1945: Die Amerikaner erlauben die Öffnung des halleschen Bergzoos.
Bilanz des Zweiten Weltkrieges in Halle (Saale): mehr als 500 Fliegeralarme, 1000 Tote, 13.000 zerstörte Wohnungen, große Schäden an 400 Betrieben und Kultureinrichtungen wie dem Stadttheater, 300.000 Kubikmeter Schutt, geschätzter Gesamtschaden in Höhe von 90 Millionen Euro